Folgen
Das Kriegsende brachte dem geplagten griechischen Volk keinen Frieden und wurde zu keinem positiven Bezugspunkt, zumal interne Differenzen der Besatzungszeit weiterschwelten. Als im Oktober 1944 die Wehrmacht vom Festland abzog, nahm die innergriechische Konfrontation am 3. Dezember – noch vor Weltkriegsende – bürgerkriegsähnliche Dimensionen an. Nach 33 Tagen blutiger Kämpfe um Athen gab die britische Intervention den Ausschlag für das Regierungslager. Ebenfalls unter britischer Ägide kam es im Februar 1945 zum Abkommen von Varkiza, von dem sich die Griechen die Beseitigung der fatalen Hinterlassenschaft von Krieg und Bürgerkrieg erhofften. Doch die versprochene Katharsis blieb in Ansätzen stecken. Die bürgerlichen Eliten zeigten Verständnis für die antikommunistischen Motive der Kollaborateure und infolge deren zunehmender Reintegration ins „nationale Lager“ eskalierte bald der weiße Terror parastaatlicher Gruppen gegen Gerechte und Ungerechte in der Opposition.
Nach dem Ende des Krieges folgte ein blutiger Bürgerkrieg (1946–1949). Linke und rechte Widerstandskämpfer richteten ihre Waffen schon vor dem Abzug der Besatzungstruppen gegeneinander. In einem über 3-jährigen blutigen Bürgerkrieg siegte 1949 mit massiver amerikanischer Hilfe eine Mitte-Rechts-Koalition – mit Dominanz des extremen Flügels. Der Ausgang des Bürgerkriegs revidierte auch die offizielle Erinnerung der Besatzungszeit: für beide Phasen wurden die Kommunisten zum Haupt-Feind und zum Verräter an Nation und Gesellschaftsordnung erklärt. Der Widerstand der EAM wurde auf seine negativen Aspekte reduziert, was die Rechtfertigung der Ex-Kollaborateure und ihre Re-Integration ins siegreiche „nationale“ Lager erleichterte.
Diese Umkehrung bewirkte, dass die Widerstandsidee per se jahrzehnte-lang suspekt erschien, sofern sie nicht vom Staat autorisiert worden war. So läßt das offizielle Griechenland den alliierten Sieg 1945 nahezu unbeachtet, im krassen Gegensatz zur eigenen Verwicklung in den Krieg, der sogar ein Nationalfeiertag gewidmet ist: der acht-und-zwanzigste Oktober als „Tag des Neins“. Die Botschafter der Bundesrepublik scheuten sich nicht, im Besatzungsjargon von „kommunistischen Banditen“ zu sprechen, da die konservative Athener Regierung die gleiche Terminologie benutzte. Der Bürgerkrieg bestimmte rückwirkend die Erinnerung an die Okkupation. So bleibt die Repräsentation der Besatzungszeit im griechischen Gedächtnis untrennbar von den traumatischen Erfahrungen des Bürgerkriegs. Dies prägt auch die Geschichtsfiktionen in der griechischen Literatur der zweiten, dritten sowie der jüngsten Generation.