Ausmaß der Verwüstung
Von April 1941 bis Oktober 1944 starben in Folge der deutschen Okkupation Griechenlands Tausende von Menschen, während die Besatzer staatliches als auch privates Eigentum plünderten und zerstörten und damit gegen die Grundprinzipien des Völkerrechts verstießen.
Zu den Völkerrechtsverbrechen, die nach dem Völkerstrafrecht behandelt werden, zählen Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In Griechenland wurden all diese Formen von Verbrechen verübt. Die Pläne der deutschen Besatzer zur Aufteilung Griechenlands in drei Besatzungszonen verrieten dabei ihre Zerstörungsabsicht gegenüber dem Land. Während Ost-Mazedonien und West-Thrakien der bulgarischen Besatzungszone zugeteilt wurde, fielen die Ionischen Inseln, die Kykladen, die Insel Samos sowie die Region Thesprotia an Italien. Athen, Piräus, Zentralmazedonien (einschließlich Thessaloniki), der größte Teil Kretas, einige ägäische Inseln und ein Grenzstreifen zur Türkei am Fluß Evros wurden Teil der deutschen Besatzungszone. Zu den Kriegsverbrechen zählen die Übernahme der gesamten Besatzungskosten, die deutsche Zwangsleihe, die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur sowie alle kriegsbedingten Zerstörungen von Privateigentum. Die Massaker an der Zivilbevölkerung und die Massenhinrichtungen, denen Tausende Menschen zum Opfer fielen, stellen hingegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar.
Die Folgen der materiellen Schäden waren kaum zu bemessen. Die Infrastruktur des Landes war nahezu gänzlich zerstört. Fast alle Eisenbahnbrücken waren gesprengt, 80 % der Schieneninfrastruktur zerstört, 73 % der Handelsflotte versenkt und nicht weniger als 200.000 Häuser waren teils irreparabel beschädigt. Die Plünderung des Volksvermögens führte zum Zusammenbruch der griechischen Wirtschaft. Zudem hatte der wirtschaftliche Aderlass Griechenlands durch die deutschen Besatzer zwei weitere Ursachen: a) die Auferlegung eines Clearinghandels, dessen Monopol bei der deutschen Außenhandelsgesellschaft DEGRIGES und der italienischen SAGIG lag, welche die griechische Produktion abschöpften. Im Gegenzug erhielt Griechenland billige und unbrauchbare Produkte, deren Preise von den Besatzern festgelegt wurden und zulasten der griechischen Produktion ging, b) die Ausbeutung der Arbeitskräfte des Landes, die zur Zwangsarbeit in die Reichsgebiete deportiert wurden. Zudem wurden während der deutschen Besatzungszeit antike und archäologische Kunstschätze gestohlen und willkürliche und illegale Ausgrabungen durchgeführt.
Im Oktober 1944 hinterließen die Deutschen ein verwüstetes Land. Das griechische Volk litt unter den Folgen der Besatzung, der Konfiszierung von Fahrzeugen, Schiffen, Lasttieren, Gebäuden und Häusern, der Plünderungen und ganz besonders wegen der vielen Toten. Ungefähr 20.650 haben ihr Leben im Partisanenkrieg verloren, 56.225 wurden in ganz Griechenland ermordet, 7.120 starben bei Bombardements und ungefähr 60.000 Juden wurden nach Deutschland deportiert und in Konzentrationslagern ermordet. Von mindestens 800 Dörfern und Großstädten blieben nur Ruinen zurück. Viele Gemeinden, in denen im Zuge sogenannter Vergeltungsmaßnahmen wegen angeblicher oder tatsächlicher Partisanenangriffe Zivilisten ermordet wurden, erklärte man zu Märtyrerdörfern. Insbesondere ab 1943 häuften sich Massaker und Verbrechen an der Zivilbevölkerung mit Hunderten von wehrlosen, zivilen Opfern. Beispielhaft für den Naziterror und die Ermordung unschuldiger Zivilisten stehen heute u.a. die Orte Kalavryta, Kommeno, Klisoura und Distomo.
(letzte Aktualisierung 26.04.2021)