Springe direkt zu Inhalt

Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland

Märtyrerstädte

Das Denkmal in Kalavryta. Photo: Anna Maria Droumpouki

Das Denkmal in Kalavryta. Photo: Anna Maria Droumpouki

Das Denkmal in Distomo. Photo: Anna Maria Droumpouki

Das Denkmal in Distomo. Photo: Anna Maria Droumpouki

„Ich schäme mich, dass das demokratische Deutschland, selbst als es Schritt für Schritt seine Vergangenheit aufarbeitete, so wenig über deutsche Schuld gegenüber den Griechen wusste und lernte“

Bundespräsident Joachim Gauck bei seinem Besuch im “Märtyrerdorf” Lyngiades in Griechenland 2014 

Die sogenannten „Märtyrerdörfer” oder „Märtyrerstädte” sind Teil des deutsch-griechischen Gedächtnisses. Neben Distomo gab es in Griechenland während der deutschen Besatzung noch andere Orte, in denen Verbrechen verübt wurden, etwa z.B. Kalavryta. Ganz zu schweigen von den Namen der vielen anderen verbrannten Dörfer, die auf gewöhnlichen Landkarten unauffindbar sind. In einigen Orten [namentlich Kommeno, Klissoura und Distomo] wurden auch Frauen und Kinder – einschließlich der ungeborenen – brutal niedergemetzelt. Die Bevölkerung geriet in den Zangengriff blutiger Besatzungslogik: „Flüchtet die Bevölkerung der Orte bei Annäherung der Truppe, sind [zumindest] die Männer auf der Flucht zu erschießen.“ Gefährdet sind namentlich Männer mit „typischen Kommunisten-Physiognomien“ – wobei Feststellungskriterien nicht überliefert sind.

Bei den Vergeltungsmaßnahmen gab es keine großen Unterschiede zwischen Wehrmacht und SS. Beging doch die Wehrmacht entsetzliche Verbrechen, so z.B. die 1. Gebirgsdivision in Epirus, wo das Dorf Kommeno ohne jeglichen Grund ausgelöscht wurde. Kalavryta, Distomo und nahezu 100 andere zerstörte und entvölkerte Gemeinden oder „Märtyrerstädte” schlossen sich zum Netzwerk der Märtyrerorte zusammen und musealisierten die griechische „Topographie des Terrors“. Mit dem Begriff „Märtyrerdörfer und -städte Griechenlands“ (griechisch: „Martyrika choria ke polis tis Elladas“) werden in Griechenland Gedenkorte bezeichnet, in denen während der deutschen Besatzung in größerem Ausmaß Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung verübt wurden. Das kollektive Gedächtnis der sog. Märtyrerdörfer, die den deutschen „Sühnemaßnahmen“ zum Opfer fielen, wird jedes Jahr bei den Gedenkfeiern aktualisiert.